Page 22 - nippes-magazin_2018-3
P. 22
22 ... aus der Geschichte von Nippes
Die katholischen Kirchengemeinden (4):
St. Hildegard in der Au
St. Hildegard in der Au in der Florastraße ist die jüngste der Nippeser Kirchen und im
Stil ganz anders als die anderen Gotteshäuser. Der Begriff „Kirchenschiff“ trifft gar
nicht zu, denn die Grundform gleicht eher einem liegenden ovalen Blatt. Der Kirch-
turm steht allein. Fotos: Biber Happe
Die Initiative ging von Pfarrer Engels in St. übrigens eine der wenigen barrierefreien Altar befindet sich der schmiedeeiserne
Bonifatius aus, die Pläne stammen von Kirchen. Ambo. Von dort werden Evangelium, Le-
Architekt Stefan Leuer (1913-1979), einem sung und Predigt vorgetragen. Aufgrund
Über dem Eingang ist eine klei- der Anordnung der Fenster wird der Blick
der bekanntesten Kirchenbauarchitekten ne Figur ins Mauerwerk einge- automatisch nach oben gerichtet (rechts
des Rheinlands. Die Grundsteinlegung lassen: Die heilige Hildegard und links aufsteigend). Die Fensterluken in
fand am 29. Mai 1960 statt. Sofort wurde von Bingen (1098-1179) mit der Wand hinter dem Altar sind in rot und
ein Pfarrer für die neu gegründete Pfarr- Buch und Rose in der Hand. weiß gehalten für Licht und Feuer („der
gemeinde benannt und der neue Kirchen- Sie ist die Patronin von Kirche Flammenstrom des Heiligen Geistes“),
vorstand gewählt, der unmittelbar in die und Pfarrgemeinde. Die hl. dazwischen erscheinen weltliche Früchte.
Bauausführung mit eingebunden wurde. Hildegard war zu ihrer Zeit von Die Fenster in den anderen Wände sind
Schon am 28. Dezember 1960 konnte das herausragender Bedeutung: blau und grün für Wasser und Wachstum.
Pfarrhaus bezogen werden. Am 6. Februar als Mutter und Lehrerin ihrer Engelsgesichter und Augenmotive, die uns
1961 war die Kapelle so weit fertig, dass die klösterlichen Gemeinschaft, begleiten, sind durchgängig vorhanden. Je
Werktags-Gottesdienste gelesen werden Prophetin und unerschrockene ein Beichtstuhl steht auf der rechten und
konnten. Die Kirchweihe fand am 3. De- Mahnerin vor Kaiser, Fürsten auf der linken Seite. Neben dem linken
zember 1961 durch Weihbischof Joseph und Bischöfen, in ihrer Leiden- Beichtstuhl ist ein Durchgang zur Kapelle-
Ferche statt. schaft als Naturforscherin, ebenfalls mit schönen Glasfenstern -, wo
Ärztin und Apothekerin. Einige ihrer Re- die Wochentags-Messen gelesen werden.
St. Hildegard in der Au hat ihren Standort zeptbücher, ihrer Gesundheitsvorschläge
zwischen Nippes und Riehl, im Winkel von und Kochbücher sind heute wieder nach- Der Kreuzweg an der linken Seite besteht
Amsterdamer Straße und Innerer Kanal- gefragt und im Buchhandel erhältlich. aus Fotografien eines französischen, sehr
straße, zwischen Park, Einfamilienhäusern ungewöhnlichen Kreuzwegs. Daneben
und Wohnblocks. Von außen betrachtet, Wenn man die Kirche betritt, ist der Kir- hängen Ölgemälde, kreuzförmig ange-
erwartet man eine dunkle Kirche, da zwar cheninnenraum durch eine Glaswand ordnet, modern und nicht gegenständ-
viele, aber sehr kleine Fensterluken zu se- abgetrennt, vor dem sich rechts und links lich, gespendet von der Künstlerin Dieta
hen sind. Wenn man aber die Kirche be- Glastüren öffnen. Über diesem Vorraum Müller-Berg, die zur Gemeinde gehört.
tritt, ist man überrascht vom Licht, der befindet sich die Empore für Orgel und Darunter hängt ein kleines Bild des hl.
Geräumigkeit und gleichzeitig von der Chor. Direkt hinter der Glaswand steht das Antonius. Das gestickte Bild über dem
Intimität dieses Innenraumes. Man hat Taufbecken mit einem schön verzierten Durchgang zur Kapelle stellt Herz-Jesu
den Eindruck eines Rundbaus. Der Bau- Holzdeckel. Die Glaswand ist geschmückt dar. Die Bilder hinter dem Altar gehören
meister hat sich an keinen der früheren mit den verschiedensten Ätzbildern unter zusammen: der Weg der hl. Hildegard zur
Baustile angelehnt. Er hat seinen Entwurf anderem von Hildegard, dem Opferlamm, aufgehenden Sonne über dem Ölberg, auf
dem Lebensgefühl der 1960er Jahre nach- Feuer und kleinen, runden Glasbildern. den wir mitgenommen werden möchten.
empfunden, sowohl von außen als auch Rechts vor dem Altar steht ein Jesusbild,
von innen, mit Verzicht auf Verzierung Die Gemeinde sitzt im weiten Halbkreis an der Rückfront ein Marienbild und hin-
und Schnörkel. St. Hildegard in der Au ist auf Bänken um den Altar. Deutlich ist der ter den Opferkerzen die Darstellung des
Altar als Tisch zu erkennen. Die Mittelstüt- hl. Georgs.
ze ziert die Darstellung des Widderlammes
im Dornengestrüpp aus dem Alten Testa- Heute ist St Hildegard keine eigenstän-
ment. Rechts hinter dem Altar steht das dige Pfarre mehr. Sie gehört zur Pfarre St.
Tabernakel auf einer Stehle, links vor dem Engelbert/St Bonifatius. Hier werden nur
noch wenige Messen gelesen. Schade ei-
gentlich.
Felicitas Vorpahl-Allweins
www.archiv-koeln-nippes.de
Quellen:
- St.Hildegard in der Au zu Köln-Nippes 1962, Hrsg:
Katholisches Pfarramt St.Hildegard Köln-Nippes
- Hildegard von Bingen: Geheimnis der Liebe.
- Hildegard von Bingen: Sci vias
- Hildegard von Bingen: Heilkunde

